Dr. Klaus Heer

20minuten vom 21. März 2017
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Den Partner geheimdienstlich bespitzeln?

Online-Plattform soll Fremdgeher entlarven. Ein Schweizer Start-up hat untreue Partner im Visier. Jeder kann sich als Detektiv oder Lockvogel bewerben und so Geld verdienen. Klaus Heer ist Paartherapeut in Bern und beschäftigt sich täglich mit dem Thema Treue.

INTERVIEW: FABRICE DUBLER
Herr Heer, wie wichtig ist heutigen Paaren die Treue?
«Es ist wie eh und je: Treue steht unangefochten auf Platz Eins der Liebeswunschliste. Entsprechend gross ist die Belastung der Liebe, wenn Untreue dazwischenkommt.»

Wie sinnvoll ist es, den Partner über ein solches Portal beschatten zu lassen?
«Fremdgehen und Bespitzeln – beides ist für das Vertrauen in der Beziehung gleichermassen ruinös und löst die Probleme nicht. Allerdings erfordert es fast übermenschlich viel Mut, dem Partner ins Gesicht zu sagen, dass man misstrauisch ist.»
Ist eine Beziehung dann überhaupt noch zu retten?
«Tatsächlich muss man extrem verzweifelt sein, um den liebsten Menschen mit geheimdienstlichen Praktiken zu beschnüffeln. Also handelt es sich hier um den vorerst letzten Akt einer Liebesgeschichte, die seit längerem am Schlingern ist. Eine vitale Beziehung zeichnet sich aber auch darin aus, dass sie immer wieder zu einem Neustart fähig ist.»

Zeigt die Lockvogel-Taktik wirklich, ob jemand bereit ist, fremdzugehen?
«Ob sich der bespitzelte Partner als flirtresistent erwiesen hat, hängt von der Interpretation der Ergebnisse ab. Mit Liebe hat das alles nichts mehr zu tun.»
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor