Mamablog vom 4. Mai 2020
«Wie Neueltern auch Paare bleiben». Oder: «So überlebt die Beziehung die Babydiktatur»
Machen Sie Sextermine, und überdenken Sie Ihre Vorstellung von Liebe: Familientherapeuten sagen, wie Neueltern ihre Liebesbeziehung retten.
VON DEBORAH STOFFEL
VON DEBORAH STOFFEL
In letzter Zeit drücken wir unserem Kleinen alles in die Hand, was einigermassen ungefährlich und nicht allzu teuer ist. Für uns bedeutet das ein paar Minuten Ruhe, für ihn ein wenig Welterkundung, auch wenn es bloss den Schneebesen oder die Zitronenpresse zu erforschen gibt. Die grösste Begeisterung zeigt er für alles, was einem Zepter ähnelt: Backpinsel, Kochlöffel, Xylofonschlägel. Das ist bezeichnend, denn seit er sich vom Säugling zum Kleinkind entwickelt, ist er es, der in der Familie den Takt vorgibt.
Nur schon ein Gespräch zu führen oder nach einem hektischen Arbeitstag auf dieselbe Wellenlänge zu kommen, ist schwierig.
Dass wir eines Tages in einer Babydiktatur erwachen würden, hatten wir erwartet und doch nicht. Man hält sich in solchen Dingen gerne für die Ausnahme. Natürlich wird das Kind viel Zeit, Aufmerksamkeit und Energie einfordern, aber nein, uns als Paar wird das nichts anhaben, wir werden uns den nötigen Raum schaffen, denkt man. Bis man selbst im fragmentierten Familienalltag angekommen ist. Nicht nur für Intimität fehlt einem plötzlich die Zeit oder die innere Ruhe, nur schon ein Gespräch zu führen, einen Film zu schauen oder nach einem hektischen Arbeitstag auf dieselbe Wellenlänge zu kommen, ist schwierig.
Die naheliegendste Lösung ist natürlich, den Nachwuchs zwischendurch den Grosseltern, Paten oder Freunden abzugeben und sich so etwas Zeit zu zweit zu verschaffen. Aber spätestens seit der Corona-Pandemie steht diese Option den wenigsten zur Verfügung. Wie also geht man am besten damit um, wenn das Kind die Paarbeziehung marginalisiert? Wir haben vier erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten gefragt.
Das meint Klaus Heer:
Die Liebschaft loslassen
Wenn ein Paar ein Kind bekommt, wird aus dem Liebespaar ein Elternpaar. Wunderbar! Nur, die meisten jungen Eltern möchten unbedingt ein Liebespaar bleiben. Sie brennen darauf, ihre Liebe «hinüberzuretten» in ihre neue Familie. Gewöhnlich gelingt das aber je länger, je weniger. Die beiden sind zunehmend beunruhigt, weil sie ihre Liebe bis zur Unkenntlichkeit umgekrempelt sehen. Das Verblühen der Liebschaft lässt sich leider nicht aufhalten. Aber bitte, das ist kein Grund zur Sorge. Die Liebe ist nicht weg! Sie hat sich grundlegend gewandelt. Fundamental! Die Veränderung ist nicht etwa unterschwellig, nein. Sie ist unübersehbar. Offensichtlich. Das Offensichtliche übersehen, nicht wahrhaben wollen – das nennt man «Problem». Und zum Offensichtlichen Ja sagen, das ist Liebe. Die neue Liebe.
Die naheliegendste Lösung ist natürlich, den Nachwuchs zwischendurch den Grosseltern, Paten oder Freunden abzugeben und sich so etwas Zeit zu zweit zu verschaffen. Aber spätestens seit der Corona-Pandemie steht diese Option den wenigsten zur Verfügung. Wie also geht man am besten damit um, wenn das Kind die Paarbeziehung marginalisiert? Wir haben vier erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten gefragt.
Das meint Klaus Heer:
Die Liebschaft loslassen
Wenn ein Paar ein Kind bekommt, wird aus dem Liebespaar ein Elternpaar. Wunderbar! Nur, die meisten jungen Eltern möchten unbedingt ein Liebespaar bleiben. Sie brennen darauf, ihre Liebe «hinüberzuretten» in ihre neue Familie. Gewöhnlich gelingt das aber je länger, je weniger. Die beiden sind zunehmend beunruhigt, weil sie ihre Liebe bis zur Unkenntlichkeit umgekrempelt sehen. Das Verblühen der Liebschaft lässt sich leider nicht aufhalten. Aber bitte, das ist kein Grund zur Sorge. Die Liebe ist nicht weg! Sie hat sich grundlegend gewandelt. Fundamental! Die Veränderung ist nicht etwa unterschwellig, nein. Sie ist unübersehbar. Offensichtlich. Das Offensichtliche übersehen, nicht wahrhaben wollen – das nennt man «Problem». Und zum Offensichtlichen Ja sagen, das ist Liebe. Die neue Liebe.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor