blue News vom 20. Juli 2022
«Ich stelle mir das spritzig vor»
Fast zwei Jahrzehnte nach ihrer Trennung versuchen es Jennifer Lopez und Ben Affleck noch einmal zusammen. Dieses Mal soll alles besser werden. Aber wie gut stehen die Chancen wirklich? Paartherapeut Klaus Heer klärt auf.
VON BRUNO BÖTSCHI
VON BRUNO BÖTSCHI
Klaus Heer, was spricht dafür, eine vergangene Liebesbeziehung wieder aufzuwärmen?
Aufwärmen trifft es nicht. Da fährt neues Leben in die alten Glieder.
Und was dagegen?
Wenn es so richtig juckt und zuckt – à la bonne heure! Worauf noch warten?
Haben Sie selber auch schon einer Beziehung nach einer längeren Pause nochmals eine zweite Chance gegeben?
Ich? – Nein! Bisher nicht. Aber ausschliessen will ich’s keinesfalls. Ich stelle mir das spritzig vor.
Wie spritzig finden Sie die neue Beziehung von Jennifer Lopez und Ben Affleck, die es nach 18 Jahren nochmals versuchen wollen und vor wenigen Tagen in einer Drive-in-Kirche in Las Vegas geheiratet haben?
Die «Bennifer»-Geschichte kenne ich nur aus den Medien, also nur bruchstückhaft. Dem «Spiegel» erzählte Jennifer Lopez etwas von «wirklich aufregend». Und dem «Stern» gelang ein Paparazzi-Bild von Bord der Yacht der beiden. Mit der Affleck-Hand auf dem Lopez-Hintern. Na also, geht doch!
In der erwähnten «Spiegel»-Geschichte sagt Jennifer Lopez weiter: «Wir sind jetzt älter, wir sind klüger, wir haben mehr Erfahrung.» Die Voraussetzungen scheinen also gegeben, dass die Beziehung diesmal länger halten sollte, nachdem sich «Bennifer» beim ersten Mal bereits nach wenigen Monaten wieder trennten.
Seither sind fast zwei Jahrzehnte vergangen und insgesamt fünf Kinder dazugekommen. Eine Menge Lebenserfahrung also. Nur, Lebenserfahrung stammt immer aus der Vergangenheit; doch Beziehung spielt sich allemal in der Gegenwart und in der Zukunft ab. Alles ist neu, auch dann unbekannt, wenn man sich vorstellt, man könne auf Vertrautes zurückgreifen. Beziehung ist ein gemeinsames Gestaltungsprojekt.
Wie kann ein Neuanfang überhaupt gelingen?
Überall kann man lesen, «Bennifers» Liebe bekomme jetzt eine «zweite Chance». Gewiss, die beiden haben sich entschieden, ihrer Liebe einen Neustart zu verpassen. Diesmal sogar mit einer veritablen Hochzeit. Aber heiraten – das kann jeder. Ist keine Kunst. Kunst ist, immer wieder neu anzufangen miteinander. Immer wieder frische Entscheidungen zu suchen und zu finden, in welcher Richtung man zusammen unterwegs sein will. Also bitte die sogenannte «zweite Chance» nicht hochstilisieren zu einem Folklore-Event.
Aufwärmen trifft es nicht. Da fährt neues Leben in die alten Glieder.
Und was dagegen?
Wenn es so richtig juckt und zuckt – à la bonne heure! Worauf noch warten?
Haben Sie selber auch schon einer Beziehung nach einer längeren Pause nochmals eine zweite Chance gegeben?
Ich? – Nein! Bisher nicht. Aber ausschliessen will ich’s keinesfalls. Ich stelle mir das spritzig vor.
Wie spritzig finden Sie die neue Beziehung von Jennifer Lopez und Ben Affleck, die es nach 18 Jahren nochmals versuchen wollen und vor wenigen Tagen in einer Drive-in-Kirche in Las Vegas geheiratet haben?
Die «Bennifer»-Geschichte kenne ich nur aus den Medien, also nur bruchstückhaft. Dem «Spiegel» erzählte Jennifer Lopez etwas von «wirklich aufregend». Und dem «Stern» gelang ein Paparazzi-Bild von Bord der Yacht der beiden. Mit der Affleck-Hand auf dem Lopez-Hintern. Na also, geht doch!
In der erwähnten «Spiegel»-Geschichte sagt Jennifer Lopez weiter: «Wir sind jetzt älter, wir sind klüger, wir haben mehr Erfahrung.» Die Voraussetzungen scheinen also gegeben, dass die Beziehung diesmal länger halten sollte, nachdem sich «Bennifer» beim ersten Mal bereits nach wenigen Monaten wieder trennten.
Seither sind fast zwei Jahrzehnte vergangen und insgesamt fünf Kinder dazugekommen. Eine Menge Lebenserfahrung also. Nur, Lebenserfahrung stammt immer aus der Vergangenheit; doch Beziehung spielt sich allemal in der Gegenwart und in der Zukunft ab. Alles ist neu, auch dann unbekannt, wenn man sich vorstellt, man könne auf Vertrautes zurückgreifen. Beziehung ist ein gemeinsames Gestaltungsprojekt.
Wie kann ein Neuanfang überhaupt gelingen?
Überall kann man lesen, «Bennifers» Liebe bekomme jetzt eine «zweite Chance». Gewiss, die beiden haben sich entschieden, ihrer Liebe einen Neustart zu verpassen. Diesmal sogar mit einer veritablen Hochzeit. Aber heiraten – das kann jeder. Ist keine Kunst. Kunst ist, immer wieder neu anzufangen miteinander. Immer wieder frische Entscheidungen zu suchen und zu finden, in welcher Richtung man zusammen unterwegs sein will. Also bitte die sogenannte «zweite Chance» nicht hochstilisieren zu einem Folklore-Event.
Herr Heer, Sie weichen mir aus. Darum nochmals die Frage: Was ist nötig, dass die «zweite Chance» erfolgreicher gestaltet werden kann und ein Paar nicht kurz nach dem Neubeginn um die gleichen Probleme von einst kreist?
«Nicht ausweichen» ist fürwahr das passende Stichwort. Kein Liebespaar kommt darum herum, mit gewöhnlichem Wasser zu kochen. Jedes Paar ist unerbittlich damit konfrontiert, dass man allmählich schwierig wird füreinander, immer wieder. Ja, schwierig, mühsam, eine Zumutung. Immer wieder. Dass es hartnäckig auf und ab geht. Man muss sogar unbedingt damit rechnen, dass man es mit einem unlösbaren Problem zu tun hat innerhalb der Beziehung. Selten sind es auch zwei unlösbare Probleme. Unlösbar heisst: Ich muss es tragen. Ertragen. Gewissermassen freiwillig.
Wäre vielleicht der Besuch einer Paartherapie eine Lösung vor dem Re-Start?
Ja, vielleicht. Dort könnten wir gemeinsam lernen, unser unlösbares Problem von den lösbaren zu unterscheiden. Und die lösbaren auch wirklich zu lösen. Aber wenn man das weiss, schafft man das wohl auch ohne Fachperson.
Tönt ganz so, als dass jedes Paar, ob mit oder ohne Trennung, immer wieder bei den gleichen Problemen landet.
Das entspricht in etwa meiner Erfahrung, ja. Professionell und persönlich. Natürlich gibt es Ausnahmen. Und Leute, die ganz einfach Glück haben. Entscheidend ist aber meine Sicht auf die Probleme: Ich gewichte ja die Probleme in meiner Partnerschaft. Ich kann mich entscheiden, die Beziehungsgegebenheiten entweder als Probleme oder als schlichte Realität zu sehen. Mein Partner ist so wie er ist. Also nicht korrigierbar. Beziehungskunst liegt im Auge des Betrachters.
Andere Korrekturchancen gibt es nicht?
Nein. Jede «zweite Chance» und auch jede weitere muss von mir ausgehen. Diese Verantwortung ist nicht delegierbar. Auch nicht teilbar.
«Nicht ausweichen» ist fürwahr das passende Stichwort. Kein Liebespaar kommt darum herum, mit gewöhnlichem Wasser zu kochen. Jedes Paar ist unerbittlich damit konfrontiert, dass man allmählich schwierig wird füreinander, immer wieder. Ja, schwierig, mühsam, eine Zumutung. Immer wieder. Dass es hartnäckig auf und ab geht. Man muss sogar unbedingt damit rechnen, dass man es mit einem unlösbaren Problem zu tun hat innerhalb der Beziehung. Selten sind es auch zwei unlösbare Probleme. Unlösbar heisst: Ich muss es tragen. Ertragen. Gewissermassen freiwillig.
Wäre vielleicht der Besuch einer Paartherapie eine Lösung vor dem Re-Start?
Ja, vielleicht. Dort könnten wir gemeinsam lernen, unser unlösbares Problem von den lösbaren zu unterscheiden. Und die lösbaren auch wirklich zu lösen. Aber wenn man das weiss, schafft man das wohl auch ohne Fachperson.
Tönt ganz so, als dass jedes Paar, ob mit oder ohne Trennung, immer wieder bei den gleichen Problemen landet.
Das entspricht in etwa meiner Erfahrung, ja. Professionell und persönlich. Natürlich gibt es Ausnahmen. Und Leute, die ganz einfach Glück haben. Entscheidend ist aber meine Sicht auf die Probleme: Ich gewichte ja die Probleme in meiner Partnerschaft. Ich kann mich entscheiden, die Beziehungsgegebenheiten entweder als Probleme oder als schlichte Realität zu sehen. Mein Partner ist so wie er ist. Also nicht korrigierbar. Beziehungskunst liegt im Auge des Betrachters.
Andere Korrekturchancen gibt es nicht?
Nein. Jede «zweite Chance» und auch jede weitere muss von mir ausgehen. Diese Verantwortung ist nicht delegierbar. Auch nicht teilbar.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor