Dr. Klaus Heer

ProntoPro Blog vom 22. April 2019
Stacks Image 93543

«Liebe ist …»

Davon, wie eine Beziehung auszusehen hat, kursieren viele Vorstellungen. Doch in einem Punkt ist man sich einig: Sie soll glücklich sein, möglichst ohne Probleme verlaufen und einen nicht belasten. Doch dem ist nicht so. Das weiss Klaus Heer nur zu genau. Er hat nicht nur mehrjährige Beziehungen hinter sich, sondern auch zwei Scheidungen. Darüber hinaus hat sich der 76-Jährige zum Paartherapeuten ausbilden lassen.

Dass der gebürtige Luzerner akademischer Paartherapeut werden wollte, wusste er schon von Kindesbeinen auf. Dabei war das gar nicht so leicht. Schliesslich wuchs Klaus Heer in ärmlichen Verhältnissen als ältester Sohn von zwölf Kindern auf. Seine Eltern führten ein Bauernbetrieb, sodass sich der Sohnemann sein Studium selbst finanzieren musste.

Allen Widrigkeiten zum Trotz schaffte es Klaus Heer. Zuerst studierte er Psychologie in Hamburg, danach doktorierte er in Bern. Nebenberuflich betätigte sich der 76-Jährige im Journalismus. So arbeitete er lange Zeit beim Schweizer Radio – bis er schliesslich seine eigene Praxis eröffnete.


INTERVIEW: VERENA ARNOLD
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich mit der Paartherapie zu beschäftigen? Was ist für Sie an der Paartherapie besonders interessant?
Ich selbst war beziehungsmässig ein Spätzünder. Als ich dann endlich erwachte, fand ich mich mitten im Aufbruch der 68er-Jahren. Die Liebe bekam plötzlich völlig neue Dimensionen, die mich richtig elektrisierten. Diese Faszination für die schwer zugängliche Innenarchitektur von Beziehung und Zweisamkeit ist mir bis zum heutigen Tag geblieben. Sowohl als Therapeut wie auch als Publizist habe ich hier den wahren Brennpunkt meines Daseins entdeckt und bewahrt.

Was ist eigentlich die Paartherapie? Welche Voraussetzungen müssen die Interessierten erfüllen?
Der Begriff Paartherapie ist eigentlich nicht korrekt. Er suggeriert, dass es hier um eine Krankheit geht, die therapiert werden muss. Das ist falsch. In Wirklichkeit ist die partnerschaftliche Liebe eine herausfordernde Grenzerfahrung, auf die niemand wirklich gefasst ist. Was die Liebe schwer macht, sind die voll überrissenen idyllischen Zweisamkeitsvorstellungen, die uns unsere Kultur vermitteln. Genau genommen ist mein Beruf bei der Ausnüchterung dieser Vorstellungen zu helfen. Nüchtern packt man die Liebe nämlich viel leichter an, als wenn man benebelt ist.

Gibt es ein Hilfsmittel, das für Ihre Arbeit notwendig ist?
Sogar zwei: Erstens meine eigene Erfahrung mit der Liebe und die Erfahrung, wie sie geendet hat. Ich habe viele Jahrzehnte Zweisamkeit und zwei Scheidungen erlebt. Niemand kann schwimmen, der nicht ausgiebig im Wasser gebadet hat. Und zweitens hilft es mir und meinen Klienten ungemein, dass ich inzwischen praktisch angstfrei arbeiten kann. Viele Paare knicken unter der Last ihrer Probleme beinahe ein, die sie als schier unlösbar darstellen und wiedergeben. Oder sie verbreiten grosse Angst mit ihrer verdeckten oder unverhohlenen Gewaltbereitschaft – psychisch wie physisch. Inzwischen kann ich meistens entspannt damit umgehen und somit handlungsfähig bleiben.
Wie sieht der erste Termin mit Ihnen aus? Soll man sich auf die Therapie vorbereiten?
Ja, ich fordere die Paare immer auf, mir in einer E-Mail kurz zu beschreiben, welches Ziel sie erreichen möchten, wenn sie zu mir kommen. Sobald sie vor mir sitzen, bitte ich sie, zu formulieren, was sie hier und jetzt gerne verändert, verbessert haben möchten. Das heisst, ich lade sie dazu ein, mir ihre Liebesgeschichte aus ihrer Perspektive darzustellen. So vermeide ich, mich nur auf ihre scheinbar ausweglose Situation zu konzentrieren. Die entscheidende, sprich neue Frage lautet: Was kann ich konkret dazu beitragen, dass unser Zusammenleben leichter, freundlicher und erfreulicher wird?

Drei Möglichkeiten
Inzwischen führt Klaus Heer seine Praxis seit nunmehr 45 Jahren. Sie befindet sich in Liebefeld. Der 76-Jährige war immer Alleinunternehmer. Er bietet drei Möglichkeiten der Paartherapie an. Die klassischste Variante ist, dass man sich als Paar zu ihm in die Praxis begibt. Auf Wunsch sucht Klaus Heer das Paar aber auch zu Hause auf. Und wem das auch nicht zusagt, hat die Möglichkeit, sich telefonisch über Skype oder per FaceTime mit dem Paartherapeuten in Verbindung zu setzen.

Link: www.prontopro.at/blog
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor