Blick.ch vom 11. Januar 2012
Hildebrand-Affäre: «Ein Kick für die Beziehung»
BERN - Kashya und Philipp Hildebrand sind ein typisches Power-Paar. Doch wie wirkten sich die letzten Tage rund um die Devisenaffäre auf deren Ehe aus? Paartherapeut Klaus Heer antwortet.
VON KARIN MÜLLER
VON KARIN MÜLLER
Herr Heer, wie belastend ist diese Öffentlichkeit, wie sie Herr und Frau Hildebrand in den letzten Tagen erlebten, für ein bekanntes Paar?
Wir «gewöhnlichen» Paare können uns kaum richtig vorstellen, wie das ist, derart auf der öffentlichen Bühne zu stehen. Einerseits stellt das wohl einen Kick dar für die Beziehung. Sicher wird dem Paar der Gesprächsstoff niemals ausgehen und das Stresshormon Adrenalin auch nicht. Andererseits kann ein exponiertes Paar auch überfordert sein: Mann und Frau müssen ja unverbrüchlich solidarisch sein miteinander – mindestens nach aussen. Kein Paar schafft es, immer derselben Meinung zu sein; das ist weder möglich noch erwünscht.
Philipp Hildebrand sagte, er und seine Frau hätten erst spät geheiratet. Sind späte Ehen bewusstere Ehen, die auch mehr Zusammenhalt haben?
Es ist anzunehmen, dass Menschen, die vergleichsweise spät heiraten, mehr Lebenserfahrung haben. Das heisst aber nicht zwingend, dass ihre Ehe haltbarer sein wird. Wer mehr Profil hat, wird vielleicht auch unbeweglicher, selbstbezogener, mehr an Macht interessiert.
Glauben Sie, dass dieses öffentliche Hickhack der letzten Tage das Paar eher zusammen schweisst oder auseinander bringt?
Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass grosse Belastungen viele Beziehungen gefährden. Ich glaube, als Paar unterschätzt man die Sprengkraft von Schicksalsschlägen, schweren Frustrationen und Nöten. Das ist erstaunlich, weil man sich beim Start der Beziehung nichts anderes vorstellen kann, als dass man «in guten und schlechten Tagen» entschieden zusammenhält.
Wir «gewöhnlichen» Paare können uns kaum richtig vorstellen, wie das ist, derart auf der öffentlichen Bühne zu stehen. Einerseits stellt das wohl einen Kick dar für die Beziehung. Sicher wird dem Paar der Gesprächsstoff niemals ausgehen und das Stresshormon Adrenalin auch nicht. Andererseits kann ein exponiertes Paar auch überfordert sein: Mann und Frau müssen ja unverbrüchlich solidarisch sein miteinander – mindestens nach aussen. Kein Paar schafft es, immer derselben Meinung zu sein; das ist weder möglich noch erwünscht.
Philipp Hildebrand sagte, er und seine Frau hätten erst spät geheiratet. Sind späte Ehen bewusstere Ehen, die auch mehr Zusammenhalt haben?
Es ist anzunehmen, dass Menschen, die vergleichsweise spät heiraten, mehr Lebenserfahrung haben. Das heisst aber nicht zwingend, dass ihre Ehe haltbarer sein wird. Wer mehr Profil hat, wird vielleicht auch unbeweglicher, selbstbezogener, mehr an Macht interessiert.
Glauben Sie, dass dieses öffentliche Hickhack der letzten Tage das Paar eher zusammen schweisst oder auseinander bringt?
Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass grosse Belastungen viele Beziehungen gefährden. Ich glaube, als Paar unterschätzt man die Sprengkraft von Schicksalsschlägen, schweren Frustrationen und Nöten. Das ist erstaunlich, weil man sich beim Start der Beziehung nichts anderes vorstellen kann, als dass man «in guten und schlechten Tagen» entschieden zusammenhält.
Welche Erfahrung machen Sie mit sogenannten Powercouples? Kommen Männer im Privaten wirklich mit Partnerinnen zurecht, die auch eine verantwortungsvolle Position haben im Beruf?
Powercouples haben einen besonders stark ausgeprägten Riecher für Macht. Darum heissen sie «Powercouples». Macht spielt in jeder Ehe eine grosse Rolle, auch und besonders in jenen, die sich dessen nicht einmal bewusst sind. Nun muss man im beruflichen Umfeld mit Macht anders umgehen als im Inneren einer Ehe. Heute, im 21. Jahrhundert, lassen es sich nur noch wenige Frauen bieten, wenn ihr Mann in den privaten vier Wänden kein Gespür hat für Gleichgewicht.
Worin besteht die beziehungstechnische Problematik von Power-Paaren?
Vermutlich in erster Linie im grassierenden Mangel am Rohstoff der Liebe – der Zeit. Man kann wohl unmöglich sein Bestes geben in einem anspruchsvollen Beruf und gleichzeitig die notwendige Zeit finden fürs Zusammensein.
Stimmt dieses Klischee immer noch, dass die Ehefrau leicht «unter» ihrem Mann sein sollte vom IQ her?
Das Klischee stimmt wohl immer noch, weil es – wie alle dummen Klischees – zäh und hartnäckig ist.
Powercouples haben einen besonders stark ausgeprägten Riecher für Macht. Darum heissen sie «Powercouples». Macht spielt in jeder Ehe eine grosse Rolle, auch und besonders in jenen, die sich dessen nicht einmal bewusst sind. Nun muss man im beruflichen Umfeld mit Macht anders umgehen als im Inneren einer Ehe. Heute, im 21. Jahrhundert, lassen es sich nur noch wenige Frauen bieten, wenn ihr Mann in den privaten vier Wänden kein Gespür hat für Gleichgewicht.
Worin besteht die beziehungstechnische Problematik von Power-Paaren?
Vermutlich in erster Linie im grassierenden Mangel am Rohstoff der Liebe – der Zeit. Man kann wohl unmöglich sein Bestes geben in einem anspruchsvollen Beruf und gleichzeitig die notwendige Zeit finden fürs Zusammensein.
Stimmt dieses Klischee immer noch, dass die Ehefrau leicht «unter» ihrem Mann sein sollte vom IQ her?
Das Klischee stimmt wohl immer noch, weil es – wie alle dummen Klischees – zäh und hartnäckig ist.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor