Bieler Tagblatt vom 16. Dezember 2014
«Monogam ist nicht monoton»
VON KLAUS HEER
Der Bundesrat hat ja jüngst vorgeschlagen, die Unesco solle den Jodel und die Basler Fasnacht in ihr Inventar des immateriellen Kulturerbes der Schweiz aufnehmen. Ich finde, die Monogamie gehört auch dazu. Mein Vorschlag könnte einen schweren Stand haben. Die Monogamie ist nämlich überhaupt nicht «natürlich». Bis vor ein paar Jahren glaubte man noch, drei Prozent der Tierarten lebten monogam. Bis DNA-Forschungen kamen.
Bei uns Menschen siehts nicht wirklich viel besser aus. Alle schwören einander, sie wollten «zusammen alt werden». Aber lange bevor es so weit ist, sind sie verführbar. Denn das Fleisch ist willig und der Geist schwach. In Wahrheit ist beides unmöglich, sowohl die Treue als auch die Untreue. Oder sagen wir, treu und untreu sein ist beides mit einem Aufwand verbunden, der an jedermanns Grenzen geht. Und die Risiken sind so oder so beeindruckend. Wer fremdgeht, riskiert den blitzartigen Crash. Wer zuhause bleibt, muss mit einem zähen Trauerspiel rechnen. Treue ist also nichts für träge Hirne und klamme Herzen. Überlebensfähige Zweisamkeit gründet nicht auf Romantik und immerwährender Verliebtheit. Sie bietet ein paar Chancen, die nur zwei nüchterne Menschen überhaupt sehen können. Hier eine kleine skizzenhafte Auswahl davon:
Nein, man muss nicht «reden miteinander» und Probleme wälzen. Eher laut denken, beherzt die eigenen inneren Geschichten erzählen. Und zuhören, zuhören, zuhören. Nein, die Beziehung muss man nicht «pflegen». Vielmehr will das Brachland zwischen dir und mir geliebt werden.
Nein, nicht eine erregungsstrotzende und orgasmusträchtige Sexualität überdauert die Kinder. Eher die fummelfreie Berührung, der mutige Blick in die Augen des anderen, die unerschrockene Umarmung jeden Tag, der stille, weiche, trockene, ausdauernde Kuss.
Monogam ist nicht monoton. Ich schwöre Ihnen: Zu zweit leben bietet jede Menge verborgenes Abenteuer für Kopf und Herz. Mit ungewissem Ausgang.
Bei uns Menschen siehts nicht wirklich viel besser aus. Alle schwören einander, sie wollten «zusammen alt werden». Aber lange bevor es so weit ist, sind sie verführbar. Denn das Fleisch ist willig und der Geist schwach. In Wahrheit ist beides unmöglich, sowohl die Treue als auch die Untreue. Oder sagen wir, treu und untreu sein ist beides mit einem Aufwand verbunden, der an jedermanns Grenzen geht. Und die Risiken sind so oder so beeindruckend. Wer fremdgeht, riskiert den blitzartigen Crash. Wer zuhause bleibt, muss mit einem zähen Trauerspiel rechnen. Treue ist also nichts für träge Hirne und klamme Herzen. Überlebensfähige Zweisamkeit gründet nicht auf Romantik und immerwährender Verliebtheit. Sie bietet ein paar Chancen, die nur zwei nüchterne Menschen überhaupt sehen können. Hier eine kleine skizzenhafte Auswahl davon:
Nein, man muss nicht «reden miteinander» und Probleme wälzen. Eher laut denken, beherzt die eigenen inneren Geschichten erzählen. Und zuhören, zuhören, zuhören. Nein, die Beziehung muss man nicht «pflegen». Vielmehr will das Brachland zwischen dir und mir geliebt werden.
Nein, nicht eine erregungsstrotzende und orgasmusträchtige Sexualität überdauert die Kinder. Eher die fummelfreie Berührung, der mutige Blick in die Augen des anderen, die unerschrockene Umarmung jeden Tag, der stille, weiche, trockene, ausdauernde Kuss.
Monogam ist nicht monoton. Ich schwöre Ihnen: Zu zweit leben bietet jede Menge verborgenes Abenteuer für Kopf und Herz. Mit ungewissem Ausgang.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor