20minuten vom 23. Dezember 2014
«Weniger Hochzeiten wegen Pornokonsum»
Immer mehr junge Männer verzichten aufs Heiraten. Schuld daran seien Pornos, zeigt eine deutsche Studie.
VON PH. FLÜCK
VON PH. FLÜCK
«Ich kann Pornos schauen, warum soll ich denn noch heiraten?» Diese Frage stellen sich heute viele junge Männer in den USA. Das zeigt eine Studie des deutschen Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit IZA. Die Forscher haben verheiratete und unverheiratete Männer auf ihr Internetverhalten untersucht. Das Resultat: Wer ledig ist, besucht öfters Porno-Seiten als wer verheiratet ist.
Pornos könnten die Ehe ersetzen, liest man weiter. Einer der Gründe für die Eheschliessung sei nämlich der Drang nach sexueller Befriedigung, da man aber heutzutage zur sexuellen Befriedigung einfach Pornos schauen könne, falle dieser Grund nun weg.
Die Forscher haben analysiert, wie oft Webseiten zu Sport, Finanzen, News, Gesundheit, Religion, News und Porno von verheirateten beziehungsweise ledigen Männer aufgerufen wurden. Der grösste Unterschied wurde bei den Porno-Seiten festgestellt.
«In Pornos muss man keine Frau erobern»
Auch in der Schweiz nimmt die Zahl der Heiratswilligen ab, 2010 fanden über 43'000 Hochzeiten statt, 2013 waren es nur noch etwas über 39'000. Dafür gibt es immer mehr Ein-Personen-Haushalte: Hier stieg die Zahl in den letzten zehn Jahren von knapp 1,2 auf fast 1,4 Millionen und die Tendenz ist weiter steigend. Ist auch hierzulande der Pornokonsum für diesen Trend verantwortlich?
Die Genfer Psychologin Marie-Hélène Stauffacher glaubt, dass viele Männer Pornos einer echten Beziehung vorziehen: «Im Gegensatz zum echten Leben müssen die Männer keine Bedürfnisse des anderen berücksichtigen, keine Zeit mit ihm verbringen und keine Zeit darin investieren, das Gegenüber zu erobern.» Mit wenig Einsatz könne man sich so eine grosse Befriedigung holen.
Wollten Männer mit einem hohen Pornokonsum dann doch eine Beziehung eingehen, sei dies mit grossen Schwierigkeiten verbunden: «Viele Männer mit einem erhöhten Pornokonsum haben grosse Mühe in realen Beziehungen», sagt Stauffacher. Sie seien daran gewöhnt in ihrer sexuellen Fantasiewelt zu leben und hätten Schwierigkeiten, mit der Realität zurechtzukommen. «Eine echte Person macht eben nicht immer, was uns gerade gefällt.»
Den Partner so sehen, wie er ist
Paartherapeut Klaus Heer widerspricht: «Der Wunsch nach Heirat oder einer Partnerschaft hat wenig bis gar nichts mit Sex zu tun.» Man heirate aus romantischen oder gesellschaftlichen Gründen. Männer würden die Zweisamkeit mit der Frau, die sie lieben, nicht mit Pornos ersetzen wollen. Diese würden lediglich als Ventil für «überschüssigen Sexdruck» dienen. «Viele Männer denken, dass Ehe und Pornografie problemlos nebeneinander Platz hätten.»
Heer glaubt, dass Männer sowieso keine Pornos mehr konsumieren, sobald sie sich in der Partnerschaft richtig entfalten können: «Ich spreche vom Erlebnis, wenn zwei liebende Menschen die Augen füreinander öffnen und sich so sehen, wie sie wirklich sind.»
«Kein Porno kann eine Frau ersetzen»
Auch Dania Shiftan, Fachpsychologin für Psychotherapie und Sexualtherapie, glaubt nicht an das Resultat der IZA-Studie: «Ich glaube, das ist völliger Schwachsinn.» Die Gefahr, die von Pornos ausgehe sei, dass man abgestumpft werde und immer extremere Dinge schauen müsse, um den gewünschten Kick zu bekommen. «Im Vergleich fehlt dann beim realen Sex der nötige Input.»
Pornos könnten die Ehe ersetzen, liest man weiter. Einer der Gründe für die Eheschliessung sei nämlich der Drang nach sexueller Befriedigung, da man aber heutzutage zur sexuellen Befriedigung einfach Pornos schauen könne, falle dieser Grund nun weg.
Die Forscher haben analysiert, wie oft Webseiten zu Sport, Finanzen, News, Gesundheit, Religion, News und Porno von verheirateten beziehungsweise ledigen Männer aufgerufen wurden. Der grösste Unterschied wurde bei den Porno-Seiten festgestellt.
«In Pornos muss man keine Frau erobern»
Auch in der Schweiz nimmt die Zahl der Heiratswilligen ab, 2010 fanden über 43'000 Hochzeiten statt, 2013 waren es nur noch etwas über 39'000. Dafür gibt es immer mehr Ein-Personen-Haushalte: Hier stieg die Zahl in den letzten zehn Jahren von knapp 1,2 auf fast 1,4 Millionen und die Tendenz ist weiter steigend. Ist auch hierzulande der Pornokonsum für diesen Trend verantwortlich?
Die Genfer Psychologin Marie-Hélène Stauffacher glaubt, dass viele Männer Pornos einer echten Beziehung vorziehen: «Im Gegensatz zum echten Leben müssen die Männer keine Bedürfnisse des anderen berücksichtigen, keine Zeit mit ihm verbringen und keine Zeit darin investieren, das Gegenüber zu erobern.» Mit wenig Einsatz könne man sich so eine grosse Befriedigung holen.
Wollten Männer mit einem hohen Pornokonsum dann doch eine Beziehung eingehen, sei dies mit grossen Schwierigkeiten verbunden: «Viele Männer mit einem erhöhten Pornokonsum haben grosse Mühe in realen Beziehungen», sagt Stauffacher. Sie seien daran gewöhnt in ihrer sexuellen Fantasiewelt zu leben und hätten Schwierigkeiten, mit der Realität zurechtzukommen. «Eine echte Person macht eben nicht immer, was uns gerade gefällt.»
Den Partner so sehen, wie er ist
Paartherapeut Klaus Heer widerspricht: «Der Wunsch nach Heirat oder einer Partnerschaft hat wenig bis gar nichts mit Sex zu tun.» Man heirate aus romantischen oder gesellschaftlichen Gründen. Männer würden die Zweisamkeit mit der Frau, die sie lieben, nicht mit Pornos ersetzen wollen. Diese würden lediglich als Ventil für «überschüssigen Sexdruck» dienen. «Viele Männer denken, dass Ehe und Pornografie problemlos nebeneinander Platz hätten.»
Heer glaubt, dass Männer sowieso keine Pornos mehr konsumieren, sobald sie sich in der Partnerschaft richtig entfalten können: «Ich spreche vom Erlebnis, wenn zwei liebende Menschen die Augen füreinander öffnen und sich so sehen, wie sie wirklich sind.»
«Kein Porno kann eine Frau ersetzen»
Auch Dania Shiftan, Fachpsychologin für Psychotherapie und Sexualtherapie, glaubt nicht an das Resultat der IZA-Studie: «Ich glaube, das ist völliger Schwachsinn.» Die Gefahr, die von Pornos ausgehe sei, dass man abgestumpft werde und immer extremere Dinge schauen müsse, um den gewünschten Kick zu bekommen. «Im Vergleich fehlt dann beim realen Sex der nötige Input.»
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor