brigitte woman.de vom 4. März 2009
Scheidung: «Szenen einer Ehe»
Wie Abwasch, Einkaufen und Gartenarbeit zur Scheidung führen können, erklärt der Schweizer Paartherapeut und Buchautor Dr. Klaus Heer.
INTERVIEW VON CHRISTINE TSOLODIMOS
INTERVIEW VON CHRISTINE TSOLODIMOS
BRIGITTE-woman.de: Alltag und Hausarbeit als Beziehungskiller, wie kommt das?
Klaus Heer: Ganz einfach. Paare wie die Bachmanns gibt es zu Hunderttausenden: Beide haben einen Vollzeitjob, aber er legt zu Hause die Beine hoch, während sie die ganze Arbeit macht. So etwas können Männer heute nicht mehr bringen, es ist eine Zumutung, und die Frauen rebellieren ganz zu Recht. Besser wäre allerdings, sie würden sich das gar nicht erst bieten lassen.
BRIGITTE-woman.de: Warum tun sie das, heute noch, im 21. Jahrhundert? Warum sind Frauen so blöd?
Klaus Heer: Viele versäumen es, gleich zum Anfang der Beziehung auszuhandeln, wie die Alltagsarbeit verteilt wird. Spätestens, wenn es um das Zusammenziehen geht, muss das passieren. Wenn Kinder im Gespräch sind und die Frau dann immer noch nicht verhandelt, hat sie womöglich ihre letzte Chance verspielt.
BRIGITTE-woman.de: Klingt dramatisch ...
Klaus Heer: ...ist es auch. Etwa, wenn Frauen wegen der Familie im Beruf zu lange aussetzen und den Anschluss verlieren. Wenn das Paar gemeinsam so entschieden hat und sich beide mit der traditionellen Rollenverteilung wohl fühlen, kann das gut gehen. Aber Frauen wollen heute gleichberechtigt sein.
BRIGITTE-woman.de: Und was wollen die Männer?
Klaus Heer: Nach meiner ganz privaten Schätzung haben 80 Prozent noch immer ein antiquiertes Frauenbild: Mann kommt nach Hause, Frau hat das Essen fertig. So kennen zumindest die Älteren es von ihrer Mutter, so finden sie es bequem. Und von diesen Privilegien geben sie freiwillig nichts ab. Deshalb müssen die Frauen sich gegen die alte Rolle wehren, statt sie stillschweigend zu übernehmen...
BRIGITTE-woman.de: ...wie es die meisten ja tun. Und dann sitzen sie in der Falle und müssen weiterleiden oder den Mann vor die Tür setzen?
Klaus Heer: Moment, ganz so ist es nicht. Der Mann sitzt genauso in der Falle, denn auch er muss den Preis für sein Verhalten zahlen: Die Frau ist unzufrieden, es gibt Streit, die Beziehung geht den Bach runter. Damit ist kein Mann auf Dauer glücklich. Und an diesem Punkt, wenn sich bei beiden ein Leidensdruck aufgebaut hat, können sie etwas ändern...
BRIGITTE-woman.de: ...und sich zum Beispiel bei einem Therapeuten Hilfe holen. Das tun die meisten aber erst, wenn ihre Beziehung bereits tiefe Risse hat und es kritisch wird. Wie könnten Paare denn vorbeugen?
Klaus Heer: Wichtig ist, sich klarzumachen, dass Liebe allein auf Dauer nicht genügt. Beide müssen in die Partnerschaft investieren, zu gleichen Teilen, wie in ein Wirtschaftsunternehmen.
BRIGITTE-woman.de: Damit wären wir wieder bei der Aufgabenteilung. Im Alltag ein gutes Team zu sein, ist das tatsächlich schon alles?
Klaus Heer: Es ist bereits sehr viel. Eine Liebesbeziehung wird im Alltag geführt, auf der Erde, nicht im Himmel. Wir sind keine Traumprinzen und -prinzessinnen, sondern Menschen mit Eigenheiten, die wir unserem Partner zumuten. Und wir machen Fehler, auch ihm gegenüber. Wenn er uns das sagt, sollten wir es aushalten können.
BRIGITTE-woman.de: Vorwürfe hört aber keiner gern.
Klaus Heer: Vorwürfe sind eigentlich nichts anderes als unappetitlich verpackte Wünsche. Oft steckt die Sehnsucht nach mehr Nähe zum Partner dahinter. Leider gelingt es vielen nicht, diese Botschaften herauszuhören. Stattdessen schließen sie lieber die Ohren.
BRIGITTE-woman.de: Bei den Bachmanns kam dazu, dass die Frau sich mit ihrem Kummer über den unerfüllten Kinderwunsch von ihrem Mann allein gelassen fühlte.
Klaus Heer: Auch das ist typisch: Die meisten Männer ertragen solche intimen Themen nicht und blocken Gespräche darüber zu schnell ab.
BRIGITTE-woman.de: Männer reden eben nicht über Gefühle ...
Klaus Heer: Das wiederum ist mir zu pauschal. Männer sind nicht grundsätzlich Beziehungsidioten und Frauen nicht von vornherein kommunikativer. Es geht mir auch nicht so sehr um das Reden, sondern vor allem um das Zuhören. Verstehen, was der Partner wirklich meint, sich Dinge sagen lassen, sie annehmen können. Aufmerksam sein für den Partner, ihn wahrnehmen. Da müssen beide, Männer wie Frauen, noch viel lernen.
Klaus Heer: Ganz einfach. Paare wie die Bachmanns gibt es zu Hunderttausenden: Beide haben einen Vollzeitjob, aber er legt zu Hause die Beine hoch, während sie die ganze Arbeit macht. So etwas können Männer heute nicht mehr bringen, es ist eine Zumutung, und die Frauen rebellieren ganz zu Recht. Besser wäre allerdings, sie würden sich das gar nicht erst bieten lassen.
BRIGITTE-woman.de: Warum tun sie das, heute noch, im 21. Jahrhundert? Warum sind Frauen so blöd?
Klaus Heer: Viele versäumen es, gleich zum Anfang der Beziehung auszuhandeln, wie die Alltagsarbeit verteilt wird. Spätestens, wenn es um das Zusammenziehen geht, muss das passieren. Wenn Kinder im Gespräch sind und die Frau dann immer noch nicht verhandelt, hat sie womöglich ihre letzte Chance verspielt.
BRIGITTE-woman.de: Klingt dramatisch ...
Klaus Heer: ...ist es auch. Etwa, wenn Frauen wegen der Familie im Beruf zu lange aussetzen und den Anschluss verlieren. Wenn das Paar gemeinsam so entschieden hat und sich beide mit der traditionellen Rollenverteilung wohl fühlen, kann das gut gehen. Aber Frauen wollen heute gleichberechtigt sein.
BRIGITTE-woman.de: Und was wollen die Männer?
Klaus Heer: Nach meiner ganz privaten Schätzung haben 80 Prozent noch immer ein antiquiertes Frauenbild: Mann kommt nach Hause, Frau hat das Essen fertig. So kennen zumindest die Älteren es von ihrer Mutter, so finden sie es bequem. Und von diesen Privilegien geben sie freiwillig nichts ab. Deshalb müssen die Frauen sich gegen die alte Rolle wehren, statt sie stillschweigend zu übernehmen...
BRIGITTE-woman.de: ...wie es die meisten ja tun. Und dann sitzen sie in der Falle und müssen weiterleiden oder den Mann vor die Tür setzen?
Klaus Heer: Moment, ganz so ist es nicht. Der Mann sitzt genauso in der Falle, denn auch er muss den Preis für sein Verhalten zahlen: Die Frau ist unzufrieden, es gibt Streit, die Beziehung geht den Bach runter. Damit ist kein Mann auf Dauer glücklich. Und an diesem Punkt, wenn sich bei beiden ein Leidensdruck aufgebaut hat, können sie etwas ändern...
BRIGITTE-woman.de: ...und sich zum Beispiel bei einem Therapeuten Hilfe holen. Das tun die meisten aber erst, wenn ihre Beziehung bereits tiefe Risse hat und es kritisch wird. Wie könnten Paare denn vorbeugen?
Klaus Heer: Wichtig ist, sich klarzumachen, dass Liebe allein auf Dauer nicht genügt. Beide müssen in die Partnerschaft investieren, zu gleichen Teilen, wie in ein Wirtschaftsunternehmen.
BRIGITTE-woman.de: Damit wären wir wieder bei der Aufgabenteilung. Im Alltag ein gutes Team zu sein, ist das tatsächlich schon alles?
Klaus Heer: Es ist bereits sehr viel. Eine Liebesbeziehung wird im Alltag geführt, auf der Erde, nicht im Himmel. Wir sind keine Traumprinzen und -prinzessinnen, sondern Menschen mit Eigenheiten, die wir unserem Partner zumuten. Und wir machen Fehler, auch ihm gegenüber. Wenn er uns das sagt, sollten wir es aushalten können.
BRIGITTE-woman.de: Vorwürfe hört aber keiner gern.
Klaus Heer: Vorwürfe sind eigentlich nichts anderes als unappetitlich verpackte Wünsche. Oft steckt die Sehnsucht nach mehr Nähe zum Partner dahinter. Leider gelingt es vielen nicht, diese Botschaften herauszuhören. Stattdessen schließen sie lieber die Ohren.
BRIGITTE-woman.de: Bei den Bachmanns kam dazu, dass die Frau sich mit ihrem Kummer über den unerfüllten Kinderwunsch von ihrem Mann allein gelassen fühlte.
Klaus Heer: Auch das ist typisch: Die meisten Männer ertragen solche intimen Themen nicht und blocken Gespräche darüber zu schnell ab.
BRIGITTE-woman.de: Männer reden eben nicht über Gefühle ...
Klaus Heer: Das wiederum ist mir zu pauschal. Männer sind nicht grundsätzlich Beziehungsidioten und Frauen nicht von vornherein kommunikativer. Es geht mir auch nicht so sehr um das Reden, sondern vor allem um das Zuhören. Verstehen, was der Partner wirklich meint, sich Dinge sagen lassen, sie annehmen können. Aufmerksam sein für den Partner, ihn wahrnehmen. Da müssen beide, Männer wie Frauen, noch viel lernen.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor