Dr. Klaus Heer

Weltwoche-Sonderheft Lebenshilfe vom 30. Juli 2009
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Wie liebe ich richtig?

Nirgendwo sind die Missverständnisse grösser als bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Hier erfahren Sie, wie man verführt, Orgasmen vortäuscht und sich erfolgreich aus der Affäre zieht.

VON GÜZIN KAR, KLAUS HEER, PHILIPP TINGLER
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Illustrationen: Miroslav Barták
Wie gebe ich stilvoll einen Korb?
Immer so schonend wie möglich. Immerhin war jemand so freundlich, sich für Sie zu interessieren, und sogar wenn Sie das als blanke Unverschämtheit empfinden, weil dieser Jemand vielleicht aussieht wie die böse Riesenmade Jabba the Hutt oder wie Stéphanie von Monaco an einem schlechten Tag, so gilt trotzdem die Grundregel: so schonend wie möglich. Mit anderen Worten: Jede Lüge ist gerechtfertigt, solange Sie dem Gegenüber rücksichtsvoll und deutlich die Botschaft senden, dass Ihrerseits kein Interesse besteht. Ja, das hier ist eine der wenigen Situationen, in denen es sogar von Vorteil ist, wenn Ihre Ausflucht einigermassen absurd und fabriziert ausfällt, also als Ausrede erkennbar ist, weil diesfalls Ihr Gegenüber in der Regel keinerlei Anstalten zu einem weiteren Anlauf unternehmen wird (es sei denn, es handelt sich um Prinzessin Stéphanie). Also können Sie in Ihrer Entschuldigung ruhig etwas exotisch werden, zumal ja auch keine Notwendigkeit besteht, sich später je wieder daran erinnern zu müssen, weil Sie die Person idealerweise nie wieder­sehen werden. Gerne können Sie auch Entschuldigungen vorbringen, die Sie selbst als ein bisschen seltsam erscheinen lassen, denn das wirkt in der Regel zusätzlich abschreckend (ausser vielleicht für Prinzessin Stéphanie). Zum Beispiel: «Danke für die Einladung, aber ich habe jetzt keine Zeit für einen Drink, denn ich muss mal schnell meinen Facebook-Status ändern.» Oder: «Gerne würde ich mit Ihnen tanzen, doch leider muss ich zurück nach Hause, mein Baby­sitter sollte nämlich um Punkt zehn Uhr wieder im Jugendgefängnis sein.» Oder: «Leider kann ich nächste Woche nicht mit Ihnen essen gehen, denn da bin ich an meinem Treffen mit dem christlichen Buchklub. Nächste Woche verbrennen wir den ‹Fänger im Roggen›. Und nun entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss noch schnell einen Flachmann und Feuerzeugbenzin besorgen.» Philipp Tingler

Soll ich dem Partner einen Seitensprung beichten oder nicht?
Sie haben viele Möglichkeiten, nicht nur zwei: Sie können Ihr Fremdgehen verschweigen, vertuschen, explizit leugnen, dreiste Lügengeschichten auftischen, scheibchenweise oder vollumfänglich gestehen. Für jede dieser Varianten braucht es eine spezifische Begabung. Bedenken Sie, dass die wirklich effizienten Lügner sehr selten sind; Sie gehören wahrscheinlich nicht dazu. Die meisten Fremdgänger beiderlei Geschlechts neigen zum Gestehen. Sie können nicht anders. Oder sie sind so ungeschickt beim Verstecken und Schummeln, dass der Partner es merken muss. Und viele Betrogene sind misstrauisch; sie werden fast immer fündig bei den E-Mails oder im Handy des Betrügers. Darum werden Sie vermutlich nicht die Qual der Wahl haben, zu beichten oder nicht. Sie werden erwischt; das ist peinlich. Aber fast noch blamabler sind ­diese zerknirschten Geständnisse aus zweifelhaften Motiven. Zum Beispiel weil man’s nicht mehr aushält mit seinem schlechten Gewissen und sich erleichtern möchte. Oder weil man sich rächen und dem anderen eins auswischen will. Oder vielleicht ist man total überfordert mit zwei Leuten, die man «liebt». Bevor Sie ­also herausrücken mit der «Wahrheit», müssen Sie sich klar werden, was das soll. Aus welcher Ecke in Ihrem Inneren dieses Bedürfnis kommt und welche Folgen Ihr Schritt wahrscheinlich haben wird. Klaus Heer 

Wie verführe ich erfolgreich einen Mann?
Versuchen Sie auf keinen Fall, den Vamp zu spielen. Vamp ist man oder ist man nicht. Laszives Gegurre oder Augenaufschläge wirken bei Ungeübten nicht erotisch, sondern betrunken. Seien Sie sexy, aber nicht billig. Seien Sie nett, aber nicht devot. Seien Sie lustig, aber keine Ulknudel. Und sehen Sie verdammt noch mal nicht aus wie eine, die schon länger keinen Mann mehr hatte. Sexy-nett-lustig ist die unschlagbarste Mischung, die es gibt. Und das wird für immer so bleiben. Glauben Sie es mir. Güzin Kar

Wir haben kaum Zeit für unsere Beziehung. Woran könnte das liegen?
Das liegt an Ihren Ausreden. Sie selbst haben doch entschieden, dass die Liebe in Ihrem Leben nicht mehr den breiten Platz einnehmen soll wie ehedem. Anderes ist wichtiger geworden: Ihr Beruf, Ihre Kinder, Ihre Freundschaften, das Velofahren, der SAC, das ADSL, das Fernsehen. Der zeitliche Aufwand beziffert Ihre Entscheidung auf die Minute genau, für Ihre Beziehung bleibt nur noch wenig Zeit. Also jammern Sie nicht. Es ist, wie es ist, und hat seine Stimmigkeit. Es ist Ihr real existierendes Leben: intensiv, farbig, gut durchblutet. Und Ihre Liebe hat darin die Form und den Raum, die Sie ihr zugestehen. Sollte Ihre Beziehung mal wirklich dringend mehr Zuwendung brauchen, wird sie sich ganz von selbst bemerkbar machen. Lautstark.  Klaus Heer

Wie laut darf ich als Frau beim Sex sein?
Nun, eigentlich steuert man ja nicht absichtlich einen bestimmten Lautstärkepegel an, sondern die Lautstärke ergibt sich aus der Situa­­tion und der persönlichen Verfassung. Allerdings sollten tendenziell hochpegelige Damen Folgendes wissen: Nachbarn empfinden das Gestöhne nie als lustvoll, sondern höchstens als belustigend, im schlimmeren Fall gar als ärgerlich. Und im allerschlimms­ten Fall geben die Übrigen in Haus oder Hotel gerade ihre Punktwertung für Ihr gut oder weniger gut gespieltes Täuschungsmanöver ab. Güzin Kar

Wie laut darf ich als Mann beim Sex sein?
Egal, wo: Sie können so laut sein, wie Sie wollen – solange Sie nicht sprechen. Dirty Talk ist nur den absoluten Profis vorbehalten (und das sind europaweit ungefähr fünfzehn). An­sonsten können Sie seufzen, stöhnen und meinetwegen schreien, denn mehr oder weniger abgestimmte Geräusche sind nicht zuletzt ­dabei hilfreich, dem Partner quasi den Weg zu ­zeigen. Apropos Partner: Werden Sie nicht zum Echo desselben. Damit meine ich jene ­Kategorie von Personen, die beim Sex immer mit ­einer gewissen Zeitverzögerung genau das ­(nach)­­macht, was man ihnen gerade vorgemacht hat. Man stöhnt, dann stöhnen sie auch. Wie ein Cockerspaniel, der einem Ball hinterherrennt. Das ist zu komisch. Aber Lachen ist beim Sex genauso heikel wie Reden. Philipp Tingler

Lohnt es sich eigentlich noch, seinem Partner treu zu sein?
Nein, es lohnt sich nicht, sexuell untreu zu sein. Wenn Sie sich mit jemandem einlassen, ist das nie «nur sexuell». Rein fleischlichen Sex kennen nur Tiere, wir Menschen verbinden immer alles Mögliche mit Sexualität: Wir bestätigen uns und einander, wir suchen Glück, Trost oder Geborgenheit. Meistens auch irgendein Liebeserlebnis, wenn nicht sogar die Liebe selbst. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie untreu sind und drum in Teufels Küche geraten. Ihr Seelenfrieden ist dahin. Nicht nur, weil Ihr Tun Ihr schlechtes Gewissen belästigt. Sie können auch deutlich spüren, wie Ihre Untreue Ihre Heimatliebe beschädigt. Und wenn Ihre Untreue rauskommt, ist erst recht die Hölle los. Die emotionalen Umtriebe sind meistens unabsehbar wuchtig, niemand ist dem anfallenden Aufwand gewachsen. In diesen anstrengenden Momenten werden Sie Ihre Untreue verfluchen und bereuen. – Hinter vorgehaltener Hand möchte ich Ihnen aber gleichzeitig flüstern: Später, wenn das Beben vorbei ist, zeigt sich manchmal, dass sich selbst treu sein überlebenswichtiger war als die Treue zum Partner. Das Leben ist gelegentlich sehr eigenwillig und unvernünftig. Wir Leute auch. Klaus Heer

Wie mache ich mich nach einem One-Night-Stand am Morgen aus dem Staub, ohne taktlos zu sein?
Die wichtigste Regel für One-Night-Stands ist die NAH-Regel, und das steht für: never at home. Die entscheidende Voraussetzung dafür, sich am Morgen danach taktvoll aus dem Staub ­machen zu können, ist nämlich die, dass Sie nicht schon zu Hause sind. Wenn es nun um die Begründung Ihres plötzlichen Verduftens geht, so sollten Sie unbedingt irgendeine plausible Ausrede auftischen, die die Gefühle Ihres oder Ihrer One-Night-Stand-Partner nicht unnötig verletzt. Argumentieren Sie stets praktisch, niemals emotional, das heisst, versuchen Sie nicht, bloss weil Sie anschliessend nicht als sexhungriges, oberflächliches Monster dastehen wollen, ­irgendwelche Befindlichkeiten darzulegen oder vorzuschieben. Denn auch für den One-Night-Stand gilt die oberste Grundregel des sozialen Umgangs: Niemand interessiert sich für Ihr Innenleben auch nur annäherungsweise so wie Sie. Mit ­anderen Worten: Jede Erklärung Ihres Abgangs, die eigentlich weniger dazu dient, sich taktvoll aus dem Staub zu machen, als vielmehr dem Zweck, irgendwie moralisch integer, abgesichert und gerechtfertigt dazustehen (also dem, was Psychologen «self buffering» nennen), ist unmanierlich und eine Zumutung. Und: Vielleicht ist Ihr Partner ja ebenfalls ein sexhungriges, oberflächliches Monster und jetzt eigentlich ganz froh, dass Sie sich schnellstens aus dem Staub machen wollen. «Oh, ich muss gehen, denn um halb zehn kommt meine Cousine vorbei» oder «Ich muss unbedingt meine Chinchillas füttern» ist daher immer besser als: «Du, das war unheimlich schön letzte Nacht, aber ich bin leider im Moment gefühlsmässig so drauf, dass ich nicht viel investieren möchte, was übrigens mit dem Scheitern meiner letzten Beziehung zusammenhängt yadayadayada...» Bewährt hat sich auch: «Was, schon so spät? Du liebe Zeit! Ich habe zwei Pflanzen zu Hause, die vollkommen abhängig von mir sind!» Falls Ihnen eine Telefonnummer angeboten wird, nehmen Sie sie an, aber melden Sie sich nie. Das ist gemein, aber zulässig. Philipp Tingler

Ich bin glücklich in festen Händen. Darf ich mir trotzdem wünschen, mich nochmals zu verlieben?
In wen möchten Sie sich denn nochmals verlieben – in Ihre derzeitige Partnerin mit den «festen Händen» oder in eine künftige Geliebte? So wie Sie die Frage formulieren, liebäugeln Sie wohl diskret mit einem aushäusigen Liebes­abenteuer. Sie müssen wissen, dass dieses Mit-dem-Feuer-Spielen im Kopf leicht dazu führt, dass Sie wirklich Feuer fangen, zwischen den Beinen und im Herzen sogar, eher früher als später.
Gelegenheit macht Liebe, fast unausweichlich. Denn Oscar Wilde hat vermutlich recht: «Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.» Und sollten Sie jemals der Versuchung erliegen, dann wird Ihr jetziges Glück zu zweit zumindest gründlich getrübt. Wollen Sie das in Kauf nehmen? Wenn nicht, gäbe es da vielleicht noch die Möglichkeit, sich in Ihre jetzige Partnerin zu verlieben. «Verlieben» hiesse dann: den anderen sehen, wie er ist. Oder: nichts mehr von ihm erwarten, alles nur noch von sich selbst. Oder: endlich hören, was er sagt. Oder: aufhören, ihn für Sämtliches verantwortlich zu sehen, was Sie enttäuscht. – Wäre auch aufregend. Klaus Heer

Wie spiele ich als Frau den perfekten Orgasmus vor?
Kaum eine Frau kommt jedes Mal zum Höhepunkt, was für die Frau selber kein Problem ist, für den Mann aber ein kapitales Versagen. Bloss: Wessen? Er will verstehen, ergründen, reden. Sie nicht. Darum kürzt sie das Ganze ab und spielt vor, was nicht da ist. Aber wie macht frau es richtig? Nun, eigentlich müsste man fragen, wie man einen schlechten Orgasmus vorspielt. Der Mann an sich akzeptiert alles als Orgasmus. Die Frau kann mittendrin aufspringen und Arien singen, den Handstand machen oder Geschirr spülen. Egal, was sie tut, er wird es immer als Beweis seiner Leistungsfähigkeit ansehen. Und die Klappe halten. Güzin Kar

Wie ziehe ich mich am besten aus einer Affäre?
Ihre Frage kommt zu spät. Niemand hat eine Ahnung, wie Ihr künftiger Ex-Geliebter reagieren wird, wenn Sie ihn sitzenlassen. Schmerz und Kränkung generieren Irrationales. Verlassene, verletzte Menschen sind zu allem fähig, also rechnen Sie mit allem.  Klaus Heer

Wir haben keine Streitkultur. Ist das schlimm?
Nein, im Gegenteil. Seien Sie froh, dass Sie nicht andauernden häuslichen Bürgerkrieg haben. Streit ist mitnichten ein unentbehrlicher Bestandteil einer ordentlichen Beziehung. Zwei Leute streiten nur dann, wenn beide partout nicht hören wollen, was der andere sagt. Weil’s unangenehm, lästig, nervig ist. Aber Achtung: Es gibt bestimmt Unterschiede zwischen Ihnen beiden, grosse Unterschiede sogar. Wenn Sie diese Differenzen nicht wahrnehmen und wahrhaben wollen, dann müssen Sie mit Friedhofsruhe in Ihrer Beziehung rechnen. Die ist auch nicht jedermanns Sache. Bringen Sie die Unterschiede also auf den Tisch. Und sorgen Sie dafür, dass allemal jemand da ist, der’s hören will. Kurz: Hüten Sie sich vor Streitkultur; Sie können nämlich nicht beides haben. Entweder haben Sie Streit oder Kultur. Kriegslärm oder Hörkultur. Entscheiden Sie sich. Klaus Heer

Wir schauen uns nie mehr tief in die Augen. Warum?
Ganz einfach: Tief in die Augen schaut man einander nur, wenn man entweder verliebt oder mutig ist. Sich verlieben, das kann jeder. Aber nach ein paar Beziehungsjahren einander länger als fünf, sechs Atemzüge weich und entspannt anschauen, bis es kribbelt im Bauch – das ist nichts für schwache Nerven. Das ist echt intim. Die allermeisten Paare sehnen sich nach Intimität, sie vermissen die «Schmetterlinge im Bauch»; sie gehen indes dem Abenteuer einer starken Begegnung der Augen konsequent aus dem Weg. Und damit begegnen sie einander eben auch nicht mehr. Der Fluss ihrer inneren Verbundenheit ist versiegt. Versuchen Sie’s fürs Erste mit zwei, drei weichen, entspannten Augen-Blicken, wenn Sie sich heute Abend am Küchentisch gegenübersitzen und einen stillen Moment haben. Am besten nach einem Glas Roten. Guter Rotwein muss es sein. Klaus Heer

Mein Partner ist harmoniesüchtig, und ich bin ein Rabauke. Wie kommen wir damit zurecht?
Sie passen perfekt zusammen! Was Sie heute stört und ärgert, ist genau dasselbe, was Sie zu Beginn Ihrer Beziehung angezogen und fasziniert hat. Der jetzige «Harmoniesuchthaufen» war einst sanft, tolerant und anschmiegsam. Und Sie selbst – jetzt ein ungehobelter Rüpel – hatten früher Saft, Rasse und Temperament. In Wirklichkeit sind Sie beide immer noch fast genau so, wie Sie damals waren; nur sind Sie inzwischen bei weitem nicht mehr so neugierig aufeinander wie vor Jahren. Sie glauben einander zu kennen. Aber Sie täuschen sich. Sie vertun die Chance, den Charme Ihrer Unterschiede zu ergründen. Hören Sie auf, sich gegenseitig zu Gespenstern zu machen, und fangen Sie an, einander wieder liebevoll-interessierte Fragen zu stellen. Vielleicht so: «Ich bin doch so anders als du. Was ist daran schwierig für dich? Erzähl mir davon, konkret. Bitte.» Klaus Heer

Welche Komplimente hören die Frauen am liebsten?
Die ernstgemeinten. Gerade selbstbewusste, hübsche Frauen, die oft mit Komplimenten bedacht werden, haben ein feines Sensorium dafür, ob ein Lob wirklich ihnen gilt oder aus der Standardkiste geholt wurde. Komplimente sollten nicht blumig sein (ausser Sie wären Gärtner), nicht anzüglich (ausser man kennt sich schon besser) und eine gute Mischung bieten aus Lob für die inneren und äusseren Werte. Und noch was: Es heisst nicht: «Schönes Kleid», sondern: «Das Kleid sieht an dir fantastisch aus.»  Güzin Kar

Wir haben uns nicht mehr viel zu sagen. Was jetzt?
Es sieht nur so aus, als hätten Sie einander nichts mehr zu sagen. In Wirklichkeit haben Sie sich eine Menge zu verschweigen. Ihre Angst macht Sie stumm. Sie fürchten emotionale Randale in Ihrer Beziehung. Sie sehen: Ihr Mut ist gefragt! Jedenfalls wenn Sie eine anspruchsvolle, persönliche Zweisamkeit haben möchten. Aber vielleicht ist Ihnen eine solche hochkarätige Beziehung ein paar Nummern zu gross, zu anstrengend. Dann einigen Sie sich auf ein weniger anspruchsvolles Beziehungsmodell. Neue Untersuchungen lassen ver­muten, dass Paare schon glücklich sein können, wenn sie sich jeden Tag updaten. Es könnte also genügen, einander regelmässig ein paar Minuten darüber zu informieren, was man erlebt und was einen beschäftigt hat. Wie man das in jeder Freundschaft ganz selbstverständlich und mit Lust tut. Lieber redselige Freunde als wortkarge Ehemuffel. Klaus Heer

Welche zwölf CDs garantieren mir eine gelungene Liebesnacht?
01 AC/DC: «If You Want Blood You’ve Got It»
02 Bob Dylan: «Blonde on Blonde»
03 Pink Floyd: «Wish You Were Here»
04 Jimi Hendrix: «Electric Ladyland»
05 Marvin Gaye: «What’s Going On»
06 Eagles: «Hell Freezes Over»
07 Beatles: «The White Album»
08 Prince: «Sign O’ The Times»
09 Michael Jackson: «Thriller»
10 Manu Chao: «Clandestino»
11 Dechen Shak-Dagsay: «Dewa Che»
12 Bob Marley: «The Essential»
Chris von Rohr


Unsere Ehe ist gescheitert, aber wir haben zwei minderjährige Kinder. Sollen wir uns scheiden lassen, in getrennter Partnerschaft leben oder so tun, als ob nichts wäre? So «gescheitert» kann Ihre Ehe gar nicht sein, da Ihnen offenbar noch drei Möglichkeiten zur Wahl stehen. Vor allem Ihre Variante «so tun, als ob nichts wäre» kommt mir vielversprechend vor. Sie könnten ja so tun, als hätten Sie nur bescheidene Erwartungen an Ihre Ehe. Unbescheidene Beziehungserwartungen gelten als die mächtigsten Beziehungskiller überhaupt. Wer wenig erwartet, wird nur wenig enttäuscht, ist also glücklicher. Das könnten Sie doch versuchen, bevor Sie auseinanderlaufen. Versuchen Sie’s in aller Stille, ganz für sich, ohne viel Aufhebens zu machen. Sie werden staunen. Klaus Heer

Wie spiele ich als Mann einen perfekten Orgasmus vor?
Ich weiss hierzu keine bessere Antwort als Joan Rivers: laut aufstöhnen und dem Partner auf den Rücken spucken. Dies setzt natürlich voraus, dass Sie vorher eine Position eingenommen haben, bei der Sie den Rücken des Partners vor sich haben.  Aber wenn Sie so abgebrüht sind, dass Sie falsche Orgasmen planen, wird dieser kleine vorbereitende Schritt ein Leichtes für Sie sein. Sogar bei mehr als einem Partner. Philipp Tingler

Wie können wir unser Elternsein und unsere Liebesbeziehung unter einen Hut bringen?
Gegenfrage: Können Sie Frühling und Sommer unter einen Hut bringen? Nein. Ein Paar, das Eltern wird, ist kein Liebespaar mehr – eben weil sie jetzt Eltern sind, nicht weil sie etwas falsch gemacht oder versäumt hätten. Kinder verändern die Liebe ihrer Eltern zur Unkenntlichkeit und viel radikaler, als man sich das vorher vorstellen kann und nachher wahrhaben will. Ihre Liebe heisst jetzt Solidarität, Verlässlichkeit, Geduld, Stresstoleranz, Grosszügigkeit, Humor. Sie kann Sie beide ganz neu zusammenschweissen. Aber nur, wenn Sie fähig sind, die nostalgischen Sehnsüchte aus der Anfangszeit der Beziehung fahrenzulassen. Klaus Heer

Soll ich nach einer Trennung in mich gehen oder sexuell die Sau rauslassen?
Sie können auch in jemand anders gehen und dort die Sau rauslassen. Güzin Kar

Welche Komplimente hören Männer am liebsten?
Musik in jedem Männerohr ist natürlich: «Du warst wieder so toll!» Dachte ich mir zuerst. Aber alsogleich kommen mir Zweifel. Gibt es noch Männer, die ein solches Kompliment wirklich glauben? Und gibt es Frauen, die nach gehabtem Sex so etwas ehrlich sagen können? Ich glaube nicht. Das gehört alles ins Reich des diplomatischen Taktgefühls. Gehaltvoller sind Rückmeldungen, in denen Dankbarkeit mitschwingt. Beispiel: «Es hat mir gutgetan, wie du mir eben zugehört hast.» Oder: «Ich bewundere dich, dass du jeden Tag zur Arbeit gehst und dort durchhältst, auch wenn’s stressig ist.» Oder: «Ich schätze es, dass du die Kinder anders erziehst als ich.» Klaus Heer
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor